• 8. Januar 2024

Wie kann der Hass jetzt in einen Friedenswillen verändert werden?

Wie kann der Hass jetzt in einen Friedenswillen verändert werden?

Wie kann der Hass jetzt in einen Friedenswillen verändert werden? 150 150 Dr. med. Halima Alaiyan

Leserbrief vom Mittwoch, 06. Dezember 2023 in der Badischen Zeitung, Seite 14

Bin ich antisemitisch, wenn ich ja sage: „Klar, der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober ist nicht zu rechtfertigen“? Punkt! Wenn ich dann doch frage, woher der Hass in beiden Völkergruppen kommt? Wem dient er? Ja, beide, Juden und Palästinenser, haben ihr Eigenes verloren, verlassen müssen, beide sind Opfer des Zweiten Weltkrieges. Wenn ich weiterfrage: Wie behandelt die Regierung Netanyahu, zusammen mit den mächtigen orthodoxen Juden, die Palästinenser? Wer ist Ben-Gvir, Minister für nationale Sicherheit? Er ist acht Mal wegen Volksverhetzung gegen die Araber verurteilt worden. Wer ist Finanzminister Bezalel Smotrich? Er hat auf mehrere Siedlungen in der Westbank gedrängt, sie gefördert. Und Premierminister Netanyahu? Er will keinen unabhängigen palästinensischen Staat, hat Gelder der Hamas zukommen lassen, um Abbas zu schwächen (Quelle: Tal Schneider, Korrespondentin für The Times of Israel im Gespräch mit National Public Radio USA, 11. Oktober 2023). Wenn ich besorgt frage: Wie kann der Hass jetzt, nachdem so viele Menschenleben und die Existenzgrundlage mehrerer Tausende vernichtet worden sind, in einen Friedenswillen auf beiden Seiten verändert werden? Wenn ich die Sorge um den Frieden in Deutschland zum Ausdruck bringe, weil die Regierung und die Medien in der historischen Gewissensnot die Verteidigung Israels als Staatsräson proklamieren? Die Hälfte der Bevölkerung in Gaza ist unter 18 Jahre alt. Wenn die Kinder und Jugendlichen traumatisiert werden, wenn das Leiden sie unempfindlich gegenüber Gewaltausbrüche macht, wenn Rache selbstverständlich ist. Welche Chancen hat dann der Engel Frieden? Wenn ich der Überzeugung bin, dass dieser Engel Frieden beiden Seiten ein unendlich viel besseres Leben als im Hass ermöglicht?

Jeanelle La Motte, Freiburg

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